Vertrauen in den unbekannten Menschen. Samstagnachmittag ist die Stunde, in der wir gemütlich an den See fahren, Fotos machen, ausgiebig spazieren gehen. Gestern fahre ich vorher, kurz und schnell, am Geldautomaten vorbei, für später Tee und Kuchen. Kurz und schnell verparke ich mein Auto so, dass mein Vordermann sein Fahrzeug nicht rausfahren kann. Es sind 3 Minuten, denke ich noch, ist auch so. Ich komme wieder heraus und der Fahrer des verparkten Wagens beschimpft mich laut, ob ich denn nicht hätte anders parken können, wie blöd ich denn sei und so weiterweiter. Ich krieche-hüpfe-verbarrikadiere mich in mein Auto und fahre flüchtend los wie ein Reh, das in den schützenden Wald rennt. Prompt lenke ich vor lauter Schreck am Kreisverkehr auf die Autobahn, statt die Abfahrt zum See zu nehmen. Wir landen dann doch heile am Chiemsee-Parkplatz. Was war das denn? Wie sehr bereit sind wir Menschen, uns anzuschreien, zu verurteilen, uns platt zu machen. Wegen nichts. Wegen 3 verpatzter Minuten am Samstagnachmittag vor der Sparkasse. Sehr interessanterweise geschah dann das, anhand von dem ich wieder dachte, du kluges System Leben, du interessantes, undurchdringbares, intelligent-lustiges Geflecht eines offenbaren Liebeskönnens. Denn der Mann und ich trafen uns 3 Stunden später wieder, jetzt auf dem Edeka-Parkplatz. Wir parkten im gleichen Moment, Autoschnauze an Autoschnauze, stiegen Sekunden-gleich aus unseren beiden Autos. Wir erkannten uns natürlich, unser fragwürdiges tete-a-tete war ja gerade erst. Wenn man-frau das eintakten wollte, dieses sekundengenaue Wiedertreffen, dann wäre das schwer. Dem Leben und seinem magnetischen Atem fällt so etwas leicht. Um uns offenbar die zweite Chance zum nicht-mehr-schimpfen, netter sein, freundlich sein zu geben. Ich verwerte sie noch für mich. Nehme mir fürs Erste vor, auch bei kurz und schnell sozialer zu parken und bin froh, dass ich nicht zurück geschimpt habe. Und weiß dann um meine eigens ausgegebene Challenge2025, wie bei Instagram gerade notiert. Vertrauen fühlen einmal pro Tag in einen unbekannten Menschen, dem ich begegne. Meine Hündin und ich, nundenn wir vertrauen uns leichtfüßig, lange schon. Seit die Liebe sich entschloss, uns mit Zeit zu umhüllen.