An einem Februar-Abend in 2020 kam Ursel Abends an, wir hatten ein Wochenend-Treffen vor uns. Ich hatte indisch bestellt wie immer, der BeTurbante Deutsch-Inder kam, wir waren lustig wie immer. Aber Ursel war auch anders – ruhiger. Später sagte sie, was mit ihr war. „Wir haben heute in der Sparkasse den Katastrophen-Plan herausgeholt aus den Schubladen“. Ich verstand nicht. „Dieses Virus wird uns hernehmen. Wir werden lernen. Sehr viel. Über Gemeinschaft und was das wirklich ist.“ Ich verstand weiterhin nicht. Wollte es auch nicht, jedenfalls noch nicht an diesem Abend. Meine Familien-Freundschaft-Arbeit-Blase schien mir stabil und nicht zerbrechlich. Dass es ½ Jahr später heißen würde, ich dürfe meine 90-jährige Mutter nicht besuchen, das war an diesem Abend noch in weiter Ferne. Aber Ursel hatte recht, natürlich hatte sie das. In dieser Zeit begannen wir dieses Buch zu denken, das jetzt da ist. Wir schrieben, sprachen, setzen zusammen, führten es weiter. Dann führte das Buch uns. Durch das 2020, durch das 2021, in das 2022 hinein. Und ich begann zu denken, „ich gehe hier gerade den Weg meines Lebens“. Ich gehe heraus aus bekannten Strukturen, die mir aus der Familie her sicher erschienen. Und ich gehe in eine Dunkelziffer hinein, während ich mich in einer Welt befinde, die gerade nicht weiß, ob sie Schiff ist, oder Meer. Seither gehen wir anders, bedachter, wohlwollend auch. Wir erforschen Gemeinschaft. Wir nehmen die Worte neu in die Hand und die Energien vom Verzeihen und Vertrauen und Zusammenwachsen. Wir gehen. Und die Welt, so sieht es aus, will sich und uns weiterhin finden. Sie ist wie immer auf der Suche nach Liebe. Wir lernen in diesen Monaten viel über Gemeinschaft, die zerbricht, die beginnt, die sein will, die es nicht mehr sein kann. Wir werden noch viel lernen zu Gemeinschaft und was sie wirklich ist. Auch dafür ist unser Buch da. Ursel hatte an dem Abend recht, natürlich hatte sie das.