Mein heiliger Moment zum Jahreswechsel war am Silvesterabend, ja genau, in der katholischen Kirche Aschau. Mein Partner hatte sich das aus nostalgischen Gründen gewünscht, also ging ich mit. In Erwartung, dass ich da ohnehin nichts kannte und konnte. Wann sitzt man, wann kniet man, was sagt man wann? Es ist alles feierlich und es riecht ordentlich nach Weihrauch, also fein für mich. So fand ich mich in der harten Bank vor, bereit mein Bestes in Sachen hinsetzen-aufstehen-stehenbleiben zu geben und in der Annahme, dass sowieso kein Lied für mich dabei sein würde und ein Text schon gar nicht. Und dann kam gleich alles ganz anders. Kaum erhob der Priester sein Wort, begann ich schon zu flennen. Er sprach davon, das 2023 der Aufbruch der Herzen war. 2024 unsere Orientierung durch das Licht auf dem eigenen, persönlichen Weg. 2025 nun würde das Jahr kommen, in dem der Mensch, der Frieden will und Liebe, bei sich selbst ankommen würde und ganz bei seinem Herz und Leben. Mir rannen die Tränen in den Flauscheschal rein, der ebenso überrascht von der heiligen Flutwelle war, wie ich selbst. Wir seinen Pilgerer der Hoffnung in einer Welt, die sich nun neu erfinden müsse. Bäm! War der Herr Priester in einer medialen Woche gewesen und wir haben es nicht mitgekriegt? Oder war ich öfter mal in der Sonntag-Messe zugegen und habe die Zeit verloren? Irgendwie sagten wir just dasselbe. Zwei Welten, Spiritualität und Kirche, die sich mal schnell am Silvester-Abend völlig selbstverständlich zusammen taten, wie Kartoffelschnips mit schmelzendem Raclettekäse. Ich kriegte das mit dem Stehen und Hinsetzen und wieder Aufstehen ganz passabel hin, bis ja bis das letzte Lied kam. Arglos schlug ich die Nummer 293 im Gesangbücherl auf und musste mich vor lauter Gerührtheit kurz in die Tiefe der Bank begeben, entgegen der Vorgabe vorne. Denn wir sangen Stille Nacht. Und ohne dass ich es mir gewünscht hatte, wurde mein Wunsch war, dass mit dem 24.12. nicht alles vorbei sei und fertig, sondern das das Dezember-Funkeln und Xmas-Gewusel einen guten Sinn auch fürs 2025 ergeben würde, einen Jahreswechsel-Sinn. Ich stand wieder, mein Schal, wie gesagt. Ich glaube, ich habe es noch nie so hochheilig, so wach, so himmlisch, so hold und golden gesungen. Stille Nacht, die der Welt das Heil gebracht.